4) Keine Verschwendung von Ressourcen und Energie
Die Verschwendung von Material ist immer auch eine Verschwendung der eingesetzten Produktionsenergie und Ressourcen. Entscheidend sind Langlebigkeit, Reparaturfreundlichkeit und Recyclingfähigkeit aller Produkte.
Das vorbildliche industrielle Produkt ist ein Fahrrad:
Der Rahmen ist praktisch unzerstörbar. Alle anderen Teile sind reparierbar oder austauschbar. Der Stahl eines Zahnrads kann wiederverwendet werden.
Wenn es möglich ist, Containerschiffe mit einer Länge von über 400 m aus nur acht Sorten von Stahl herzustellen und so eine Wiederverwertung zu ermöglichen, dann muss dies auch für alle anderen Produkte möglich sein.
In der gesamten Volkswirtschaft darf es fast nur noch geschlossene Kreisläufe geben.
Abfall muss weitestgehend vermieden werden.
Das Potential von 3-D-Druckern zur Produktion mit weniger Abfall muss ausgeschöpft werden.
Fast jeder Bewohner eines Industrielandes hat bereits folgende Erfahrung gemacht: Ein Produkt wird mangelhaft und die Reparatur ist zu teuer, obwohl er als Verbraucher den Eindruck hatte, dass der Mangel eigentlich leicht vermeid- oder reparierbar gewesen wäre.
Mit geplanter oder vorzeitiger Obsoleszenz wird eine Produktstrategie bezeichnet, bei der Erzeugnisse vom Hersteller mit einer definierten oder gegenüber üblichen Produkten kürzeren Haltbarkeit auf den Markt gebracht werden und Ersatzteile nicht oder nur überteuert angeboten werden. Ziel ist die Veranlassung eines Neukaufs.
Seit 2015 ist in Frankreich das absichtliche Verkürzen der Lebensdauer von Produkten eine Straftat. Das ist vorbildlich.
Wichtiger ist eine gesetzlich normierte Mindestlebensdauer, innerhalb derer der Hersteller das Produkt kostenlos reparieren oder ersetzen muss.
Diese Mindestlebensdauer sollte mindestens fünf Jahre betragen, je nach den Eigenschaften (unvermeidbarer Verschleiß, Abnutzung, Kosten der verlängerten Lebensdauer) eines Produktes wesentlich höher. Ein reparaturfreundliches Elektrofahrzeug kann über 100 Jahre lang genutzt werden. So werden über 120 Jahre alte Elektrofahrzeuge heute noch versteigert und fahren. Es gibt keinen Grund, warum heute produzierte Elektrofahrzeuge nicht reparaturfreundlich für eine Nutzungszeit von über 100 Jahren ausgelegt werden können. Deutsche Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor aus den 1970er und 1980er Jahren sind in Osteuropa immer noch im Einsatz, z.T. mit über einer Million gefahrenen Kilometern.
Außerdem muss der Hersteller auf Wunsch des Käufers jederzeit seine Produkte kostenlos zurücknehmen und entsorgen.
Hersteller von Hard- und Software müssen im Bereich Informationstechnologie bewegt werden, das Verbot von Obsoleszenz nicht dadurch zu unterlaufen, dass neue Software so viel Speicherplatz benötigt, dass die tatsächliche Nutzungsdauer Hardware künstlich verringert wird.
Diese Vorgaben verteuern natürlich den Produktpreis.
Das ist gewollt:
Niedrige Produktpreise fördern nur die Wegwerfmentalität. Der Verbraucher muss am Produktpreis ablesen können, was die tatsächlichen Gesamtkosten des von ihm nachgefragten Produkts einschließlich der garantierten Mindestlebensdauer und der Rücknahmepflicht sind.
Dadurch wird auch der gefährliche Rebound-Effekt gedämpft:
Bisher führen Effizienzsteigerungen z.B. bei Kühlaggregaten dazu, dass mehr und stärkere Aggregate gekauft werden und dass mehr Nahrungsmittel tiefgefroren werden, obwohl frische Lebensmittel gesünder sind.
Selbst wenn der Endverbraucher durch geringere Stromkosten entlastet wird, kann er mit dem eingesparten Geld andere Umweltschäden anrichten, z.B. durch Kauf anderer Produkte etc.